Die meisten Menschen gehen selbstverständlich davon aus, dass es nur zwei biologische Geschlechter gibt – weiblich und männlich –, und dass sich alle Menschen in dieses binäre System einordnen lassen. Dass es auch Menschen gibt, die nicht in dieses System passen, da ihre Geschlechtsorgane von Geburt an entweder Merkmale beider Geschlechter vereinen oder weder typisch männlich noch typisch weiblich erscheinen, ist vielen unbekannt. 

Unser internationales Projekt „Jill ist anders – ein Kinderbuch zu Intergeschlechtlichkeit“ greift dieses Thema auf.

Das Buch und die Forschungsidee

„Jill ist anders“ ist ein Bilderbuch von Ursula Rosen, in dem Kinder gemeinsam herausfinden, was Intergeschlechtlichkeit bedeutet. Dabei werden Geschlechterstereotype auf spielerische Weise hinterfragt. Das Buch behandelt ein sowohl interessantes als auch kontroverses Thema. Wir gehen davon aus, dass manche Eltern oder pädagogische Fachkräfte möglicherweise Vorbehalte haben, es Kindern vorzulesen, während andere dies ausdrücklich unterstützen würden. Besonders im interkulturellen Kontext kann dies relevant sein. Wie Kinder selbst auf das Buch reagieren, ist unklar. Wir wissen kaum etwas darüber, wie Kinder reagieren, wenn sie dieses Buch lesen oder es ihnen vorgelesen wird.

Die Herausforderungen der Übersetzung

Dazu haben wir das Bilderbuch in einem vielschichtigen Prozess in verschiedene Sprachen übersetzt. Dies brachte zahlreiche Herausforderungen mit sich, da Sprachen grammatisch sehr unterschiedlich mit Geschlecht umgehen. Solche Unterschiede beeinflussen, wie Geschichten über Geschlechterthemen erzählt werden können. Mittlerweile liegen 13 Übersetzungen vor, von denen sechs im Rahmen des Projekts entwickelt wurden. Alle Übersetzungen stehen als E-book zur Verfügung, das deutsche Original und mehrere Übersetzungen auch in gedruckter Form.

Forschung im interkulturellen Kontext

Die Übersetzungen des Buches verwenden wir in verschiedenen kulturellen Kontexten und mit Kindern mit unterschiedlichen Erstsprachen, um Reaktionen, Einstellungen, Wahrnehmungen und Rückmeldungen auf das Buch zu untersuchen. Erste Ergebnisse zeigen, dass Erwachsene häufig unsicher sind, wie sie mit Kindern über dieses Thema sprechen können. Die Reaktionen von Kindern reichen von Unverständnis bis hin zu interessierter Neugier. Die Reflexionen im interkulturellen und multilingualen Forschungsprojekt liefern spannende Einblicke und eröffnen neue Perspektiven.

Offenes Projekt – Mitwirkung willkommen

Das Projekt ist offen für alle, die Interesse haben, sich aktiv einzubringen. Wir freuen uns über neue Beteiligte und laden herzlich dazu ein, Kontakt mit uns aufzunehmen.

Hier ist die Geschichte, wie es zum Projekt gekommen ist (in englischer Sprache).

 

Projektbeteiligte

Das Projekt wird sowohl auf regionaler als auch auf internationaler Ebene umgesetzt.

In Deutschland waren bislang folgende Institutionen am Projekt beteiligt:

  • BBS Alfeld (Leine) mit mehreren Kitas
  • RucksackKita im Haus der Familie Braunschweig
  • Integrative Kita Ofenerdiek, Oldenburg

International sind folgende Hochschulen beteiligt:

  • HAWK Hildesheim, Deutschland, Prof. Dr. Tim Rohrmann & Dr. Halah Elkarif
  • Universität Ioannina, Griechenland, Ass. Prof. Konstantina Rentzou, PhD
  • Karls-Universität Prag, Tschechien, Ass. Prof. Barbora Loudová Stralczynská, PhD & Eva Koželuhová, PhD
  • Universität KwaZulu-Natal, Südafrika, Dr. Shaaista Moosa, Dr. Rabia Rizvi & Prof. Dr. Deevia Bhana
  • Universität Musashino, Japan, Ass. Prof. Kozue Matsuda, PhD

Publikationen

Präsentationen auf Konferenzen: